Sonntag, April 30, 2017

Grüss Göttin - oder warum Gott meist nur männlich dargestellt wird


 Mit diesem Bild wirbt das jüdische Museum Hohenems für die aktuelle Ausstellung "Die Weibliche Seite Gottes" vom 30. April bis 8 Oktober 2017. Die Ausstellung möchte der
zentralen Frage nachgehen, ob Gott nach der Tradition der drei abrahamitischen Tradition nach auch anders als männlich verstanden werden kann.  Die Ausstellung werfe"....einen kritischen Blick zurück auf die Quellen aus der sich die Idee des „einen Gottes“ speiste, und auf traditionelle Bilder des Weiblichen in der religiösen Tradition. Sie entdeckt verborgene und verdrängte Überlieferungen alternativer Vorstellungen des Göttlichen. Die Möglichkeit einer – mal mehr mal weniger – sexuell weiblich definierten Dimension Gottes blitzt in der hebräischen Bibel, in außerkanonischen Schriften und in der rabbinischen Literatur auf." Ausgangspunkt der Ausstellung sei die Schöpfungserzählung in Gen 1,17, in der berichtet wird, dass Gott den Menschen als sein Abbild und als Mann und Frau geschaffen habe, so Joachim Riedel in seinem Artikel in Christ & Welt Nr 17, 20 20 April 2017, 3. Wenn aber Gott Mann UND Frau und damit als sein "Ebenbild" geschaffen hat, wenn Mann UND Frau "gemeinsam den Menschen abgeben, kann auch das Göttliche nur aus einer polaren Einheit von Männlichem und Weiblichem bestehen." schrieb Christa Mulack bereits 1998. (Mulack, 1989, 9)

Laut Gen 2 sei der Mann, Adam, jedoch vor der Frau, Eva erschaffen worden, schreibt Riedel weiter. Eva hätte sich jedoch geweigert sich um unterzuordnen. "Im Rahmen dieser paradiesischen Beziehungskiste habe Eva prima den denkbar schlimmsten Frevel begangen: Sie habe den Gottesnamen ausgesprochen und damit das ultimative Verbot gebrochen." (Ebd.) Das habe dann dazu geführt, dass Eva dämonisiert und so aus den Paradiesgarten geflogen sei. Manchen Kommentatoren sahen sie als Verkörperung einer sumerischen Gottheit namens Lilith. (Vgl. ebd.)

Allerdings wird dabei verkannt, dass es sich bei diesem Mythos um ein Geschichte handelt, die erklären will, was der Mensch sei, nämlich angewiesen auf ein Gegenüber, dass ihm entspreche, im Gegensatz zu den Tieren, die die Bibel als "stumm" bezeichnet. Damit sei ursprünglich keinesfalls die Unterordnung der Frau unter den Mann gemeinst gewesen.

Darüber hinaus meinen einige feministischen Theologinnen, etwas - vgl. Christa Mulack in ihrem Buch "Die Weiblichkeit Gottes" (1998) oder Dies.: Im Anfang war die Weisheit, 2004 - die Sündenfallgeschichte dahin zu interpretieren, dass Eva in der Tat die letzte Vertreterin einer weiblichen Priesterschaft sei, die sich dem  Dienst an der Göttin verpflichtet fühlte. Schließlich sei sie es, die sich theologisch mit dem Schöpfer um den Verzehr der verbotenen Frucht auseinandersetzt, während sich Adam als Mann eher passiv verhalte.  Insofern enthalte die Schöpfungsgeschichte Restspuren einer matriarchal geprägten Göttinnenreligion.

Unbestritten scheint es jedoch zu sein, dass Israel bis in die Zeit der Reform des Königs Joschija Aschera als weibliche Gottheit im Tempel verehrt hat. Sie ist nach Aschera die zweite weibliche Partnerin Jahwes (vgl. Otthmar Keel, 2008, 15). Vermutlich wurde sie noch als Baumgöttin im Tempel Salomons verehrt, bevor die Weisheit sie ersetzte (vgl. ebd. 15; 36). Sie ist das Prinzip der Schöpfung (vgl. Othmar Keel, 2008, 16)

Für die feministische Theologin Elizabeth A. Johnson ist es der GEIST=SIE, wie sie das weibliche Prinzip Gottes nennt, welcher aus Wüste einen Garten macht (vgl. Jes 32, 15; vgl. Johnson, 1994, 188). Sie schreibt: "Der GEIST=SIE ist mehr als das klischeehafte, partriarchale Weibliche; sie ist .....ein Verstandeswesen, unendlich hinsichtlich der Kraft, unbemessen hinsichtlich Größe, mit Zeiten und Ewigkeiten nicht zu messen, mit seinen Gütern freigiebig (Basilea von Caesarea). Wenn mit Geist-Sophia vor Augen der Frauen als imago Dei gesehen werden, kommt Möglichkeit für die Integrität von Frauen jenseits der Dichotomisierung ins Blickfeld. (ebd. 207). Elizabeth Johnson sieht diesen GEIST=SIE im besonderem Maß in Jesus Christus wirken und bezeichnet ihn als Jesus-Sophia (vgl. ebd Kap. 8, S. 209ff;)

Das Diözesanmuseum in Rottenburg behandelte bereits im Jahre 2008 in der Ausstellung mit dem Titel "Gott weiblich" dass die ausschließlich männliche Gestalt des Göttlichen von den biblischen Schriften her betrachtet nicht gerechtfertigt ist." (Othmar Keel, 2008, 9)

 In Jahwe versteckten sich zahlreiche weibliche Aspekte (vgl. ebd. 13). Siehe hierzu auch:"Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich Euch." (Jes 66, 13) Über die weiblich-mütterliche Seite Gottes

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